Wenn ich an Norwegen denke, dann sehe ich nicht nur beeindruckende Fjorde, endlose Wälder und schneebedeckte Gipfel vor mir – ich denke auch an die Tierwelt, die diese faszinierende Naturkulisse bevölkert. Eine meiner liebsten Begegnungen in diesem Land galt den Papageientauchern, den auffälligen Clown-Vögeln mit ihren bunten Schnäbeln.
Charmante Seevögel mit eigenem Charakter
Papageientaucher sind mit ihren watschelnden Bewegungen und bunten Schnäbeln einfach sympathisch. Sie scheinen stets in Bewegung zu sein, ohne dabei hektisch zu wirken. Dabei kann man sie stundenlang beobachten und entdeckt immer wieder kleine Eigenheiten in ihrem Verhalten. Eine Szene ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Einer der Vögel rutschte von einem Felsen und landete unsanft am Boden. Sofort kamen seine Artgenossen herbei, als wollten sie nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Dieser fürsorgliche Umgang hat mich zugleich verblüfft und beeindruckt. Ein schönes Beispiel das zeigt, wie stark die sozialen Bindungen dieser Tiere sind.
Auch im Vergleich zu anderen Seevögeln stechen Papageientaucher hervor. Sie sind leise, wirken fast zurückhaltend. Ihre tiefen, knarrenden Laute sind angenehm – ganz anders als das oft laute Krächzen der Basstölpel oder das schrille Geschrei der Möwen.
Ein ruhiger Abend am Felsen
Der schönste Moment war für mich jedoch, als die meisten Besucher gegangen waren. Es blieb nur noch eine kleine Gruppe von Fotografen zurück. Die Atmosphäre war ruhig, fast andächtig. Man hörte nur das Rascheln von Federn und das Watscheln der Papageientaucher über den Felsen. Alle waren bedacht, diese Ruhe nicht zu stören, und sprachen, wenn überhaupt, im Flüsterton miteinander.
Das Licht des untergehenden Sonne, das Meer im Hintergrund und die Papageientaucher, die sich ungestört bewegten – es war ein Moment, der mir in Erinnerung bleiben wird. Nicht kitschig oder übertrieben, sondern einfach besonders, weil die Natur für sich sprach.
Fotografieren: Einfach und doch herausfordernd
Papageientaucher auf den Felsen zu fotografieren, ist vergleichsweise unkompliziert. Sie bewegen sich meist langsam, und es gibt genügend Gelegenheiten, eine gute Aufnahme zu machen. Ganz anders sieht es aus, wenn sie fliegen: Die Vögel sind unglaublich schnell und vergleichsweise klein - keine gute Kombination für Flugfotos. Es braucht Geduld und eine Menge Versuche, sie mit dem Teleobjektiv überhaupt in den Fokus zu bekommen.
Eine weitere Möglichkeit ist, die Papageientaucher beim Ablflug oder Anflug am Felsen zu fotografieren. Was sich einfach anhört ist jedoch schwieriger als gedacht. Meist stehen mehrere Vögel in einer Gruppe und man weiß nie, welcher als nächstes abfliegt - ergo ist man meistens zu spät. Ebenso ist es ein wahres Geduldsspiel, auf einen landenden Puffin zu warten. Lange Zeit passiert überhaupt nichts und wenn man seinen Versuch abbricht kommt der Vogel. Trotzdem hat es Spaß gemacht, die Herausforderung anzunehmen, auch wenn die Trefferquote niedrig war.
Respekt vor der Natur
Was mir an diesem Abend besonders aufgefallen ist, war der Respekt, den die anderen Fotografen den Tieren entgegenbrachten. All jenen, die es bis zum Einsetzen der Dämmerung ausgehalten haben, war eine gewisse Professionalität anzusehen. Es ging nicht nur um das perfekte Bild, sondern auch darum, die Papageientaucher in Ruhe zu beobachten und ihre Eigenheiten kennenzulernen. Ganz im Gegensatz zum Nachmittag und frühen Abend, wo bei vielen Besuchern augenscheinlich nur das Selfie zählt.
Für mich war dieser Besuch am Vogelfelsen jedenfalls eine echte Bereicherung. Die Papageientaucher sind nicht nur faszinierende Vögel, sondern stehen für die Gelassenheit, die ich an der Natur so schätze. Ich hoffe, dass ich dieses Erlebnis irgendwann wiederholen kann – mit oder ohne Kamera.